Queerfeindlichkeit im RMK – 2022

Am Abend der Stuttgart PRIDE 2022 kam es zu einem queerfeindlichen Übergriff in Fellbach. Anlässlich eines kürzlich erschienenen Artikels in der KONTEXT Wochenzeitung mit einem der Betroffenen möchten wir hier unser Statement aus dem September 2022, Informationen zu unserer Solidaritätskundgebung bei der Gerichtsverhandlung im April 2023 und verschiedenen Presseartikel sammeln. Diese müssen diese queerfeindliche Gewalt zum Teil auch detailliert beschreiben, wir bitten alle von rechter Gewalt Betroffenen, die Artikel nur zu lesen, wenn sie sich bereit dafür fühlen.

Artikel zur Tat von queer.de: https://www.queer.de/detail.php?article_id=42797

Unser Statement (September 2022):

Stoppt queerfeindliche Gewalt im Rems-Murr-Kreis und überall!

Queerfeindliche Haltungen kennen wir als Jugendgruppe im Rems-Murr-Kreis leider gut aus unserem Alltag. Leider mussten wir in den letzten Wochen auch vermehrt über queerfeindliche Gewalttaten erfahren.

Das ist aber kein Grund sich daran zu gewöhnen, sondern vielmehr regelmäßig darauf aufmerksam zu machen bis es Sicherheit für alle queeren Menschen geben kann!

Unser Statement beinhaltet Beschreibungen von queerfeindlicher Gewalt und Mord. Wir fordern von allen nicht wegzuschauen! Sollte es dir/Ihnen jedoch aktuell schaden sich damit auseinanderzusetzen, bitten wir darum den Text zu einem späteren Zeitpunkt oder mit einer anderen Person zusammen zu lesen.

Wir müssen den Fakten ins Auge sehen. In einer deutschen Studie befürworteten 10,6% der Teilnehmenden in den Jahren 2020/2021 Aussagen, die homosexuelle Menschen abwerten [1]. Im Bezug auf trans* Personen lag der Anteil sogar bei 18,0% [1]. Wir sagen: wenn jede fünfte bis zehnte Person uns keine ebenbürtige menschliche Würde zuschreibt, das ist kein sicheres Umfeld für queere Menschen!

Erst kürzlich verstarb der trans* Mann Malte, der auf dem CSD Münster als Ordner eingriff als zwei Besucherinnen des CSD-Fests belästigt wurden, und er daraufhin zu Boden geschlagen wurde. [2] Sein Tod macht uns betroffen und wütend.

Insgesamt wurden im Jahr 2020 144 Körperverletzungen gegen LSBTTIQ registriert [3]. Dieses Jahr werden auch zwei Fälle auch aus dem Rems-Murr-Kreis kommen. Am Abend des 31.08.2022 wurden zwei junge Männer erst im öffentlichen Personennahverkehr beleidigt und dann verfolgt und zusammengeschlagen. [4] Wir möchten uns mit den Opfern solidarisieren und und sind erschüttert, dass das queerfeindliche Gedankengut, das im Rems-Murr-Kreis existiert, nun auch zu öffentlicher Hassgewalt geführt hat. Nicht einmal seitdem hat sich etwas geändert, das queere Menschen im Rems-Murr-Kreis besser schützt!

Doch wir möchten uns nicht aus Angst klein kriegen lassen, wir werden auch weiter unsere Stimme gegen queerfeindliche Gewalt erheben! Wir werden weiter sichtbar und aktiv sein als queere Jugend des Rems-Murr-Kreis! Wir kämpfen gegen Queerfeindlichkeit und alle weiteren Formen des Diskriminierung und fordern die Lokalpolitik, aber auch alle Akteur*innen im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen auf, sich uns anzuschließen (statt wie bisher leider in vielen Fällen durch strukturelle Diskriminierung im Weg zu stehen).

Quellen:
[1] https://www.lsvd.de/de/ct/3168-Was-denkt-man-in-Deutschland-ueber-Lesben-Schwule-bisexuelle-trans-und-intergeschlechtliche-Menschen?gclid=EAIaIQobChMI763tz4LL-QIVD-N3Ch0EZg4sEAAYASAAEgKEsPD_BwE#wie-tolerant-sind-die-deutschen
[2] https://www.queer.de/detail.php?article_id=43097
[3] https://www.lsvd.de/media/doc/2445/pmk-2020-hasskriminalitaet.pdf
[4] https://www.queer.de/detail.php?article_id=42797

Der Gerichtsprozess

Im April 2023 fand der Gerichtsprozess gegen die zwei Täter*innen statt. Dabei wurden diese aufgrund der Beleidigung und gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen und jeweils zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden.

Um die Betroffenen zu unterstützen und auf die Gefahren der zunehmenden Queerfeindlichkeit aufmerksam zu machen, organisierten wir auf gemeinsam mit ihnen einen Infostand und eine Kundgebung vor dem Amtsgericht Waiblingen. Dabei erlebten wir große Solidarität von Passant*innen und konnten für das Thema sensibilisieren.

Danke an alle Organisationen, die die beiden Betroffenen und die Kundgebung unterstützt haben, insbesondere die LEUCHTLINIE, Stuttgart PRIDE, Zusammen gegen Rechts Rems-Murr, Demokratisches Zentrum Ludwigsburg e.V. , Aktion Jugendzentrum Backnang e.V. und lambda Baden-Württemberg e.V. sowie alle Teilnehmenden der Kundgebung.

Bericht der Stuttgart PRIDE zum Gerichtsverfahren: https://www.stuttgart-pride.de/news/aktuelles/465-kundgebung-waiblingen-queerfeindlichkeit

Presseartikel zur Gerichtsverhandlung und Kundgebung davor: https://www.antenne1.de/posts/2a67efbe-4963-4d3c-93c3-100cb6e1c33c (frei zugänglich)

https://www.zvw.de/rems-murr-kreis/regenbogen-prozess-am-amtsgericht-waiblingen-geschlagen-weil-sie-anders-sind_arid-644266 (Paywall)

Aktueller Artikel

Im April 2024 erschien ein Artikel über die Arbeit der Leuchtlinie mit einem Interview eines Betroffenen: https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/679/weil-sie-lieben-wie-sie-lieben-9458.html